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Mandeln: Gesundes und nachhaltiges Superfood?

Das Magazin Brigitte wollte neben den vielen gesundheitlichen Vorteilen mehr über Mandeln wissen. Also sprachen sie mit Mandelfarmerin Christine Gemperle und erfuhren, wie verantwortungsvoll die leckere Nuss angebaut wird.

22/9/2023

Mandeln liefern viele wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und gutes pflanzliches Eiweiß. Das macht sie zu einem gesunden und natürlichen Energiebooster. So weit, so gut. Um den Mandelanbau ranken sich allerdings einige Halbwahrheiten, weshalb er häufig in der Kritik steht. Zeit, endlich Licht ins Dunkel zu bringen und aufzuklären.

Es ist schon erstaunlich, was Mandeln so alles im Körper bewirken können, wenn wir jeden Tag eine Handvoll von den gesunden Nüssen essen – was genau, das erfährst du im Video. Die Nährstoffe in Mandeln können dir helfen, von innen heraus zu strahlen. Aber lässt sich das Superfood auch mit gutem Gewissen essen? Wir möchten für Klarheit sorgen rund um das Thema Mandelanbau.

Wird Wasser beim Mandelanbau effizient genutzt?

Natürlich ist die Frage nach dem Wasserverbrauch für den Mandelanbau naheliegend. Fest steht: Zum Leben braucht man Wasser. Das bedeutet, dass Wasser für den Anbau so gut wie aller Nahrungsmittel benötigt wird. Aber natürlich ist Wasser besonders in Kalifornien (wo 80 % der Mandeln weltweit angebaut werden) und an vielen anderen Orten mit trockenheitsanfälligem mediterranem Klima ein besonders wertvolles Gut. Die Bemühungen, mit der Ressource Wasser schonend umzugehen, sind seitens der Mandelfarmer*innen dementsprechend groß. Zwischen den 1990er-Jahren und den 2010ern konnte der Wasserverbrauch pro Pfund Mandeln bereits um 33 % gesenkt werden. 2018 haben sie sich das Ziel gesetzt, ihn bis 2025 um weitere 20 % zu reduzieren, und sie sind bereits bei 15 % angelangt. Um ihr Ziel zu erreichen, setzen bereits 85 % der kalifornischen Mandelfarmer*innen Mikrosprinkler zur Bewässerung ein, um das Wasser besonders effizient zu nutzen. Aber damit noch nicht genug, denn auch im Bereich Wassereinsparung werden modernste Technologien erforscht, darunter z. B. FitBit-ähnliche Technologien. Die entsprechenden Geräte werden von den Mandelfarmer*innen an den Baumstämmen angebracht, und so werden sie per App darüber informiert, wann und wie viel bewässert werden muss. Wasserverschwendung lässt sich so ganz einfach vermeiden.

Teil der Lösung: Aus dem Wasser entstehen die leckeren Mandeln und drei weitere Produkte, die zum Kreislauf des Mandelanbaus gehören.

Beim Anbau von Mandeln entstehen aus dem Wasser vier Produkte: der Kern, die Schale, die Hülle und der Baum – nichts wird verschwendet © California Almonds

Der Kern – also die Mandel, die wir essen – ist reich an essentiellen Nährstoffen, guten Fetten und pflanzlichem Protein © California Almonds

Die Schalen und Hüllen werden als Viehfutter und Einstreu verwendet. Neue Verwendungszwecke werden bereits erforscht: z.B. zur Stärkung von recyceltem Kunststoff (Schale), d.h. weniger neues Plastik und als Zutat für Lebensmittel (Hülle) © California Almonds

Die Bäume speichern viel CO2 und werden am Ende ihres Lebens als Holzspäne zurück in den Boden gearbeitet, wobei 5 Tonnen CO2 pro Hektar gebunden werden. Das entspricht einem autofreien Jahr pro Acres Land © California Almonds

Ist der Mandelanbau umweltfreundlich?

Der Klimawandel trifft die kalifornischen Mandelfarmer*innen hart, weshalb sie so ressourcenschonend wie nur möglich anbauen. Was viele von uns nicht wissen: Der Mandelanbau bringt im Endeffekt vier Produkte hervor und nicht nur, wie man annehmen könnte, die gesunden Nüsse (die übrigens aufgrund ihrer hohen Nährstoffdichte mehr Wasser benötigen als z. B. wässrige Früchte). Außer dem Kern als gute pflanzliche Proteinquelle werden gleichzeitig auch die Schalen und Hüllen geerntet, die als Viehfutter verwertet bzw. dafür genutzt werden, um recyceltes Plastik zu stärken. Dadurch werden einerseits weniger Ressourcen für den Anbau von Viehfutter benötigt, und andererseits muss weniger Neuplastik produziert werden. Das vierte Produkt beim Mandelanbau ist der Baum selbst, der CO2 bindet. Der Mandelanbau ermöglicht also einen Zero-Waste-Ansatz, denn von den Feldern wird nichts verschwendet. Die Mandelbäume wiederum speichern nicht nur viel CO2, sondern werden am Ende ihres Lebenszyklus zerkleinert und wieder in den Boden eingearbeitet, sodass zum einen das CO2 gebunden bleibt, aber auch die Bodengesundheit und die Wassereffizienz gesteigert werden. Dieser Ansatz der regenerativen Landwirtschaft wird als Recycling ganzer Mandelfelder (Whole Orchard Recycling) bezeichnet, bei dem 5 Tonnen CO2 pro Hektar gespeichert werden. Durch diese unterschiedlichen Maßnahmen reduzieren Mandelfarmer*innen den CO2-Fußabdruck bereits um 50 %, und mit weiteren Veränderungen im Mandelanbau könnten die Farmen bald nicht nur CO2-neutral, sondern sogar CO2-negativ sein.

Superspannend: Derzeit wird sogar an Lebensmitteltechnologien gearbeitet, um Mandelschalen zu einer eigenständigen Lebensmittelzutat für z. B. hochwertige Energie-Riegel, ballaststoffreiches Brot, Teegetränke, Kaffeeersatz oder Bier zu machen. Darüber hinaus wird aktuell erforscht, ob die Herstellung von Textilstoffen aus alten Mandelbäumen möglich ist. Du siehst also: Mandeln sind nicht nur gut für dich, sondern auch für den Planeten und können deshalb mit gutem Gewissen gegessen werden.

Mehr Informationen über Mandeln gibt es unter: MandelnUndNachhaltigkeit.de

Topics: Growing Good